Richtig vermessen

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In den nachfolgenden Artikeln wird immer wieder von Messpunkten und Messmarken die Rede sein.
Die sind ja ca. 10mm breit, gleichzeitig soll aber ein Maß herauskommen, das auf den mm passt. Das geht nur, wenn eine bestimmte Stelle der Messmarke, des -punktes ausschlaggebend sein soll. Welche sind das:

Messmarken die einen Zwischenraum begrenzen:
Maßgeblich ist hier die das Maß begrenzende Kante der Messmarken. Am Mast haben wir Messmarken für die obere und untere Begrenzung des Großsegel-Vorlieks. Also einmal die Oberkante der unteren Marke (im Bereich des Lümmelbeschlages) und die Unterkante der oberen Messmarke (im Bereich der Fallen-Rollen).

Messmarken, die eine Position am Boot markieren:
Hier ist die Kante maßgeblich, die dem Kiel am nächsten ist. An Bug (etwa auf 1/3 der Strecke Bugspitze – Kielansatz) und Heck (Im Bereich des Ruderstockes) haben wir Messmarken für die Wasserlinie. Hier ist die Unterkante der Markierung maßgeblich.

Messpunkte:
Hier ist idealerweise der Mittelpunkt der Markierung maßgeblich. Die Rümpfe sollen an diesen Stellen dauerhafte Markierungen haben (Einsenkungen, farbliche Einlagerungen o.ä.) Der Messpunkt dient nur dem leichteren Auffinden dieser Stellen und liegt idealerweise zentrisch über der Rumpfmarkierung. Gerade bei älteren Booten sind diese dauerhaften Rumpfmarken jedoch oft nicht vorhanden.

Messmittel:
Maßbänder und Maßstäbe („Zollstöcke“) gibt es in verschiedenen Güteklassen. Der Vermesser benutzt grundsätzlich die höchste Güteklasse (Class I).
Was heisst das:
ein 10 Meter Maß der Klasse I hat eine Abweichung von +-1,1mm bei Klasse III (die hat ein Zollstock) sind es 4,6mm. Die Güteklasse des Messmittels ist in einem Oval am Anfang der Skala abgedruckt.

Für den Privat-Normalgebrauch benutzt man auch gern Werbegeschenke, oder günstige Baumarktartikel, die sind Typischerweise ganz ohne Norm-Garantie. Wenn wir uns ein Schränkchen schreinern wollen und benutzen immer das selbe Messmittel, ist das ja auch völlig in Ordnung. Nur muss dann in Kauf genommen werden, dass der Meter nur 99,9 cm hat oder 100,1 cm.

Genauigkeit beim Arbeiten:
Wenn ein Maß „auf den Millimeter“ stimmen soll, muss natürlich auch exakt gemessen werden. Dabei wird es oft hilfreich sein, mit 2 Personen zu arbeiten, einer legt an, der andere liest ab. GENAU an der Kante anlegen und ablesen. Darauf achten, dass das Messmittel tatsächlich den geraden Weg nimmt. (Also z.B. am Mast keine Fallen im Weg sind. Beim Ausbaumer muss der Gleitring irgendwie umgangen werden …) Ein Maßband hat vorn gern einen verschiebbaren Haken, auch das ist eine Fehlerquelle.

Informationsquellen:
Da gibt es natürlich die Klassenregeln. Die beschreiben aber die Rahmenbedingungen, die ein Schiff einhalten muss, damit es „eine 2.4mR“ ist. Im Detail sind die Risse von Norlin, Rohde und Södergren aber unterschiedlich. Vieles, was der technisch interessierte Segler wissen will, ist nicht oder nur in Relation zu einem anderen Maß beschrieben. Details in meinen anderen Artikeln.

Richtig interessant wird es in den Equipment Rules of Sailing (ERS).
Das sind die Ausrüstungs- und Vermessungsregeln von World Sailing (ehemals ISAF). Da steht dann, wo das Bandmaß anzuhalten ist und was zu tun ist, um z.B. das Gewicht der Mastspitze zu bestimmen. Im Gegensatz zur Klassenregel gibt es da auch reichlich Bilder. In meinen Artikeln wird immer wieder auf den passenden Abschnitt der ERS hingewiesen. Sich die Seite mal an zuschauen, wird beim Verständnis helfen, auch wenn man sich zunächst vor der Fremdsprache fürchtet.
Die ERS gibts hier: http://www.sailing.org/tools/documents/ERS20172020UpdatedPrintVersion-[20912].pdf

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