Bemerkenswerter Kommentar eines 2.4mR Schnupperseglers

Bemerkenswerter Kommentar eines 2.4mR Schnupperseglers
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Am 24. Oktober 2020 veranstaltete der Joersfelder Segel-Club in Berlin noch kurz vor dem Ende der Saison ein Schnuppersegeln im 2.4mR. Gefördert durch die „Aktion Mensch“ im Rahmen des Inklusionssegelns, natürlich unter Beachtung der geltenden Corona-Verordnungen.

Soweit, so normal. Doch am Montag bedankte sich ein Teilnehmer mit einem Essay, der jedem 2.4-Segler das Herz erwärmen wird. Deswegen ist dieser auch hier veröffentlicht, viel Freude beim Lesen.

Wer auch die 40 Fotos zu dieser Veranstaltung einmal ansehen möchte, sei auf den Beitrag beim JSC verwiesen.

Hauke Stiehl

Test 2.4mR – oder „Mein schönstes Ferienerlebnis“
Da standen sie nun, die drei Rennkisten in der Ecke des Joersfelder Segel-Clubgeländes, noch zugeplant, aber bereit für uns: Anne, „Rookie“ Jörg Stabernack und mich. Jörg Saeger als unser Coach und Poldi Käther als mittlerweile „alter Hase“ ließen uns erst einmal unsere neuen Sportgeräte in Ruhe beschnuppern – die Mini-12er oder besser als 2.4mR bekannt. Wir begannen unter Anleitung und reger Mithilfe – für diese Bootsklasse ein herausragendes Merkmal – die kleinen Yachten auszupacken, einzukranen und aufzuriggen. Das erste bemerkenswerte Erlebnis: du könntest all das ganz alleine ohne Mithilfe anderer bewältigen, aber es steht immer tatkräftige Unterstützung der übrigen begeisterten 2.4er Segler zur Seite, selbstverständlich, unkompliziert und ohne Nachfrage.
Doch so ganz unkompliziert läuft die Unternehmung dann doch nicht an. Erst einmal Platz genommen in dem kleine Schiff springt dir das sogenannte „Klavier“ in die Augen, ein schier unüberschaubares Meer an Klemmen mit dünnen Enden verschiedenster Farben. Ich habe meine ersten Probleme, alle Fallen, Schoten und Strecker zu finden.

Wie soll sich mein altes Hirn nur an alles zur rechten Zeit erinnern und die Handgriffe steuern, treibe ich erst einmal allein auf dem großen wilden „Mare Tegelum“, mit dem Kopf 20cm über der Wasseroberfläche, Fuß gesteuert vor mich hin???
Endlich sind die Segel gesetzt und ich habe mir die vier wichtigsten Enden – Fockschoten, Großschot und Achterstag – ins Hirn gehämmert. Backbord Pedal: linksrum, Steuerbordpedal: rechtsrum, mein Gott, das funktioniert ja, und wie erstaunlich gutmütig. Kein wildes Zerren an der Pinne.Erstaunlich schnell setzt auch eine gewisse Routine in den Füßen ein, nur ab und zu mal ein Vertauscher, aber die Yacht verzeiht solch Fehler und ist schnell wieder auf Kurs. Wende, Halse, Segel auf und zu, ungewöhnlich schnell finde ich mich in dem Gewirr von Enden zurecht.
Und wenn ich Segel schreibe, dann meine ich Vor- und Großsegel!! Kein gequältes Gezerre an den Schoten und hektisches Geschrei von Kommandos an die Crew mit der Bitte um Nachbesserung der Segelstellung – alles liegt in deinen Händen!!
Die erste kleine Bö – erinnere dich! – Achterstag ziehen!
Siehe da, das befürchtete Überschwappen des doch scheinbar so bedrohlich nahen Wassers in deine gemütliche Liegewanne bleibt aus und die Yacht zieht mit etwas mehr Krängung seine Bahn – so hoch am Wind, wie ich noch nie gesegelt bin.

Der erste Vorwindskurs, das blauweiße Strippchen gezogen, – ich erinnere mich -, die Fockschot gefiert, schon schießt der parallel zum Großbaum geschorene Ausbaumer nach vorn und stabilisiert meine Fock. Großschot fieren, Achterstag, Fockfallstrecker, Unterliekstrecker und Baumniederholer kontrollieren, das richtige Pedal für den Raumschotskurs.


Dann ist da plötzlich das Schlauchboot mit Jörg Saeger hinter dir, der freundlich moniert, dass dein Mast ja noch gar nicht richtig nach vorne fällt und du solltest doch mal die Wantenspannung mit zwei Hebeln lösen. Die hab ich ja nun noch gar nicht entdeckt aber finde sie schnell unter Deck und schon klappt der Mast in die richtige Position und du fühlst, wie die Yacht sich deutlich schneller vorwärts bewegt.
Überhaupt ist das Erlebnis von Geschwindigkeit durchs Wasser sehr viel intensiver – kein Wunder, du bist diesem herrlichen Element ja auch viel näher.
Ab und zu gibt uns Jörg aus seinem Schlauchboot Ermahnungen, nicht in Flautenlöcher zu fahren, zugegebenermaßen ein Nachteil bei der tiefen Sitzposition im Boot – die Beobachtung des Windgeschehens ist weitaus schwieriger als von unseren Dickschiffen.
Der Wettergott ist mehr als gnädig und beschert drei Novizen im 2.4er bei strahlendem Sonnenschein leichte Winde mit zeitweisen Ansätzen von Böen, so dass wir unser „Klavier“ ohne Stress erkunden und bedienen lernen. Allmählich wird das scheinbar unüberschaubare Gewirr an Strippchen vertrauter. Du findest das richtige Ende zur rechten Zeit, im Gegensatz zur anfänglichen Angst der Überforderung: alles macht einen Sinn, du ziehst daran und spürst die Einstellung direkt im Verhalten des Bootes.
Verliebt in deine Windbändsel der Fock lässt du zwei Hände und Füße werkeln und spürst ursprünglich unter deinem Allerwertesten den Lohn der Arbeit. Unglaublich schnell findest du die richtigen „Schalter“ um dein Segeln zu beeinflussen. Alles beeinflusst nur du! Kein Anderer, dem du insgeheim die Schuld zuschieben kannst, wenn die „Kiste“ gefühlt nicht so läuft, wie du möchtest.
Nach unserem Ausflug vorwinds quer über den Tegeler See bei herrlichem Sonnenschein und allerschönstem warmen Herbstwetter kreuzen drei 2.4er, unterstützt vom Coach Jörg Saeger, weit über die Zeit des veranschlagten Schnuppersegelns hinaus zurück zum Joersfelder Segel-Club.
Wer moniert, man sei doch so allein in diesem Schiff, der muss nicht recht haben. Wenn man, so wie wir, mit drei dieser Yachten unterwegs ist und ein wenig „matcht“, ist das ganze ein Riesenspaß und man fühlt sich gar nicht einsam.
Im Segelclub angekommen steht noch eine Herausforderung an: das Anlegen am Steg!!
Der Wettergott zeigt Mitgefühl mit uns „Rookies“. Er beschert uns leichte Winde für das Manöver – und – trotz weit überzogener Schnupperzeit die helfenden Hände der 2.4er Gemeinschaft aus dem Club, wie könnte es anders sein.

Schnell sind die Segel geborgen, die Yachten gekrant und die Rennmaschinen wieder wohlbehalten zugeplant in ihrer Ecke auf dem Clubgelände geparkt. In kleiner Runde wird anschließend schon im Dunklen bei Bier und Brezeln über den schönen Tag geplauscht und gefachsimpelt.

Nicht umsonst tragen diese drei Boote den Schriftzug „Aktion Mensch“.
Diese Aktion hat wirklich drei Menschen an diesem Tag sehr glücklich gemacht und wir können uns ausmalen, dass diese Schiffe in anderem Zusammenhang mit dem Synonym „Aktion Mensch“ sehr viel Lebensfreude bescheren.
Menschen unterschiedlichen Alters und unterschiedlicher körperlicher Veranlagungen wird gemeinsamer Spaß an unserem Segelsport eröffnet.
Ich, nein wir bedanken uns für diesen außergewöhnlich schönen Segelschnuppertag im 2.4 mR beim JSC und allen beteiligten Organisatoren und Unterstützern, besonders Jörg Saeger und Poldi Käther.
Es sollte nicht der letzte Tag in dieser außergewöhnlichen Yacht bleiben.

Hauke Stiehl
Tegeler Segel-Club

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